Aus der Einführung in der MONUMENTARTGALERIE am 30.1.2011 von Frau Dr. Sylvia Jäkel-Scheglmann
Vollkommenheit entsteht offensichtlich nicht dann, wenn man nichts mehr hinzuzufügen hat, sondern wenn man nichts mehr wegnehmen kann. Antoine de Saint-Exupéry
Dies tut Basilius Kleinhans, indem er das wegnimmt, was unwichtig ist und die Aussage seiner Kunstwerke damit auf das Wesentliche, den Kern der Dinge, reduziert. Bei der Betrachtung seines Werkes fallen einzelne wiederkehrende Themen ins Auge, die durch die Vereinfachung der Formensprache dem Betrachter die Möglichkeit geben, seinen eigenen Reichtum an Assoziationen zu entfalten. Zu den Themen des Künstlers zählen: Boote, die Sonne, Sonnenstrahlen, die Himmelsleiter, Engel, ein Haus, ein Tor, Schalen, der Nacht- oder Sternenhimmel in ganz unterschiedlichen Variationen. Dabei schimmert die patinierte Bronze oft grün, zeigt Maserungen, wirkt mal dunkler und mal heller, während sie mit der Farbe Gold einen wunderbaren Kontrast eingeht. Das Gold, nicht glatt, sondern ebenfalls mit vielen Unebenheiten versehen, ist das helle, das leuchtende Element.
Und so lässt sich zusammenfassen: Die Materialauswahl, Stein, Bronze und Gold, zusammen mit einer geringen Auswahl an Sujets stellt Basilius Kleinhans mit dem Wechselspiel von Licht und Schatten, Tag und Nacht, Innen- und Außenwelt in das Zentrum seines künstlerischen Schaffens.
Meine Arbeiten kreisen um Himmel und Erde als gedanklicher Raum, so beschreibt der Künstler sein Werk in einem einzigen Satz. In einem Skizzenbuch hält er seine Überlegungen anhand von Vorzeichnungen fest, die dann in seiner Werkstatt in kleine oder größere Formate umgesetzt werden. Dazu sagt er:
Eine Sache entwickelt sich aus der anderen und oft weiß ich nicht, wie es weitergeht, bis das Thema sich weiterarbeitet.
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Basilius Kleinhans arbeitet mit Werkstoffen, die zu den ältesten der Menschheit gehören und Künstler seit jeher inspiriert haben: Es sind fast ausnahmslos Stein, Bronze, Gold und in kleinen Mengen Palladium, ein Metall, das Platin sehr ähnlich ist. Nur selten dagegen kommt Farbe zum Einsatz.
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Nach langjähriger Suche nach einer künstlerischen Ausdrucksweise werden seine Arbeiten immer klarer, ruhiger und konzentrierter.
Dies macht sich besonders in seiner Themenwahl bemerkbar. Schon immer waren es Themen aus dem religiösen und mythologischen Bereich, die der Künstler aufgegriffen hat. In den 90er Jahren waren es Tiere, filigrane Arbeiten und hin und wieder figürlich-gegenständliche gewesen. In dieser Zeit unterliegt der Künstler noch dem Einfluss seines Vaters, was sich Ende der 90er Jahre ändert, als er neue Wege einschlägt. Arbeiten aus dem Jahr 1997 bis 1999 deuten diese Veränderungen behutsam an: Zwei mit weitreichender Bedeutung behaftete Sujets – Boot und Sonne – spielen nun in seinem Œuvre eine immer größere Rolle und inspirieren ihn zu stets neuen Ausdrucksformen.
Meere, Seen und Flüsse als Lebensraum zu nutzen und sich darauf in einem Boot oder Schiff fortzubewegen, fasziniert die Menschen, trotz vieler, oftmals lebensbedrohlicher Gefahren, seit jeher. Der Künstler Basilius Kleinhans ist mit der Bedeutung des Bootes in vielen unterschiedlichen Kulturkreisen vertraut und lässt dieses Wissen fragmentarisch und bruchstückhaft in seine künstlerische Umsetzung einfließen. Eine Reduktion der Form macht sich bei vielen Booten in den unterschiedlichen Variationen bemerkbar: Bootsrumpf, Segel und Masten oder Ruder werden in einer archaischen, fast rudimentären Art und Weise hervorgehoben und betont.
Boote, die stehend einander zugewandt sind und dabei an eine Blüte erinnern, Hochzeit der Boote, Boote für Tag und Nacht, Boote mit der Sonne und vieles mehr. Menschliche Figuren bezieht der Künstler nach 2000 nicht mehr in seine Bootskompositionen ein. Vielmehr ist es die Verknüpfung von Sonne und Boot, die immer mehr Gewichtung erhält. Dabei greift er das älteste Sonnenzeichen auf, das die Menschheit kennt: den Kreis.
Die Sonne ist bei vielen Völkern Kundgabe, Offenbarung der Gottheit; sie ist unsterblich, da sie sich jeden Morgen neu erhebt und jeden Abend ins Toten-reich absinkt; sie ist Quelle des Lichts, der Wärme, des Lebens; ihre Strahlen machen die Dinge erkennbar. Daher ist sie mit der Gerechtigkeit verbunden.
Gerd Heinz-Mohr, Lexikon der Symbole. Bilder und Zeichen der christlichen Kunst, Herder, Freiburg i. B., 1991, S. 291.
Gold ist seit alters her ein Symbol für die Sonne, das Licht, für Beständigkeit und Weisheit.
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Von langen Bronzestangen getragen und gleichsam gehalten, die oft filigran und zart in die Höhe ragen, gleitet das schmale Sonnenboot, schwebend durch den Raum. Auf seinem Weg durchkreuzt es den Gold glänzenden Sonnenkreis und nimmt dabei den Betrachter mit auf eine Reise in imaginäre Welten.
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Im Freien aufgestellt, gehen die großformatigen Arbeiten des Künstlers einen interessanten Dialog mit der Natur ein. Das Ursprüngliche und Archaische wird von der Natur, der Jahres- und Tageszeit entsprechend, in seiner Wirkung betont und verändert. Der große Kreislauf vom Werden und Vergehen, im Einklang mit der reduzierten Formensprache von Basilius Kleinhans, ergibt dabei einen endlosen Dialog zur Geschichte der Menschheit – ein Dialog, der sich zwischen Himmel und Erde abspielt.